Am 24. April 2013 stürzte in Savar nahe der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka ein neunstöckiges Gebäude ein. Fünf Textilfabriken waren darin untergebracht. Das ist bis heute das größte Unglück in der Geschichte der Textilindustrie. 1.138 Menschen starben, über 2.000 Verletzte gingen daraus hervor. Rana Plaza steht symptomatisch für die desolaten Arbeits- und Sicherheitsbedingungen in der gesamten Textil-, Kleider- und Schuhindustrie weltweit.[1]
Wie konnte das passieren?
„Laut des bangladeschischen Innenministers waren drei der acht Etagen illegal errichtet worden, eine neunte befand sich im Bau. Im Gebäude waren neben Banken und Geschäften auch fünf Textilfabriken untergebracht, die für international bekannte Marken produzierten. Obwohl die Arbeiterinnen und Arbeiter dem Management schon vor dem Einsturz Risse in den Mauern gemeldet hatten, wurden sie angewiesen, weiter in diesem Gebäude zu arbeiten. Als das Gebäude am 24. April 2013 schließlich in sich zusammenbrach, kam für viele jede Hilfe zu spät.“[2]
Stand heute
Heute, sieben Jahre nach der größten Katastrophe in der Bekleidungsbranche, hat sich nur wenig an den allgemeinen Arbeitsbedingungen für die Arbeiter*innen verbessert. Es zeigt sich in der Corona-Krise deutlich, dass die großen Mode-Unternehmen für ihre textilen Wertschöpfungsketten wenig Verantwortung übernehmen.[3]
In Bangalores Textilindustrie sind derzeit 400.000 Menschen beschäftigt (Stand 2020). Die meisten kommen aus dem ländlichen Karnataka, und circa 30.000 aus weiter entfernten Bundesstaaten. „Die Arbeitsmöglichkeit in der Textilindustrie zieht sie alle nach Bangalore. Es sind aber vor allem Frauen aus Familien ohne Landbesitz oder mit geringfügigen Mitteln, die durch diese Arbeit sich und ihre Familie versorgen können. Doch in der Corona-Krise haben sie alle ihre Arbeit verloren und sind in ihrer Existenz bedroht.“[4] Viele der Fabrikbesitzer kündigten ihren Beschäftigten und zahlen oft nicht einmal mehr die Löhne für März. In Bangladesch gibt es im Gegensatz zu Europa keine soziale Absicherung, geschweige denn ein Kurzarbeitergeld. Weder Unternehmen noch Regierung helfen. Daraufhin protestierten am 13. April 2020 Hunderte auf der Straße in den Textilarbeitervierteln Savar, Narayanganj und Gazipur, weil sie keine Löhne für die vergangenen (bis zu drei) Monate erhalten haben. Weitere Unruhen sind zu erwarten.[5]
Wenn ich dies lese und die Bilder sehe, verspüre ich keine Lust mehr mir ein neues Kleidungsstück zu kaufen. Die schöne Tunika, die ich am Wochenende entdeckt habe, wird nicht in meinem Kleiderschrank hängen. Davor kann und will ich nicht wegschauen.
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[1] Vgl. https://www.publiceye.ch/de/themen/mode/gesundheit-sicherheit-arbeitsplatz/bangladesch/rana-plaza, 28.04.2020
[2] https://www.publiceye.ch/de/themen/mode/gesundheit-sicherheit-arbeitsplatz/bangladesch/rana-plaza, 28.04.2020
[3] Vgl. https://femnet.de/fuer-frauenrechte/kampagnen/solidarityworks-unsere-arbeit-in-produktionslaendern/nachrichten-produktionslaender/1416-aktion-zum-rana-plaza-gedenktag.html, 28.04.2020
[4] Vgl. https://femnet.de/fuer-frauenrechte/kampagnen/solidarityworks-unsere-arbeit-in-produktionslaendern/nachrichten-produktionslaender/299-corona-nothilfefonds/1422-textilfabriken-stehen-still-wie-reagieren-die-unternehmen.html, 28.04.2020
[5] Vgl. https://femnet.de/fuer-frauenrechte/kampagnen/solidarityworks-unsere-arbeit-in-produktionslaendern/nachrichten-produktionslaender/299-corona-nothilfefonds/1413-auswirkungen-der-corona-krise-auf-die-textilarbeiter-innen-in-bangladesch.html, 28.04.2020