Das chinesische Schriftzeichen für „Krise“ beinhaltet zwei Silben, die einzeln gelesen die Worte „Gefahr“ und „Chance“ bedeuten. Wir stehen am Anfang der Corona-Pandemie. Politiker und Wissenschaftler diskutieren bundesweit, wie es gelingen kann, Corona-Schutzmaßnahmen kleinschrittig zu lockern. Alle Maßnahmen werden kritisch vor dem erneuten Ansteigen der Fallzahlen geprüft und entschieden. In der gestrigen Regierungserklärung hob Bundeskanzlerin Angela Merkel hervor: „Wenn wir gerade am Anfang der Pandemie die größtmögliche Ausdauer und Disziplin aufbringen, dann werden wir in der Lange sein, schneller wieder wirtschaftliches, soziales und öffentliches Leben zu entfalten, und zwar nachhaltig.“ Sie betont, dass die Einschränkungen der Pandemie eine demokratische Zumutung seien. Um die Verbreitung des Erregers zu verlangsamen, seien die Maßnahmen der alltäglichen Einschränkung notwendig. Mit Merkels Metapher „Wir bewegen uns auf dünnem Eis“ wird deutlich, wie gewaltig die Gefahr ist und, dass Risiken nicht unterschätzt werden dürfen.

Die Corona-Pandemie führt dazu, dass die Welt eine Vollbremsung macht. Die wirtschaftlichen Folgen, die einhergehen mit gesellschaftpolitischen und gesundheitspolitischen Veränderungen sind derzeit noch nicht zu fassen. Die Landesregierung in Baden-Württemberg und die Bundesregierung brachten in den letzten Wochen ungeheure Förderprogramme für die Wirtschaft, für die Arbeitnehmer, für das Gesundheitssystem und Notlagen auf den Weg. Auf europäischer Ebene wird um Lösungsansätze gerungen. Die Situation führt bei den Menschen, in den Familien, in Pflegeheimen und in Krankenhäusern zu großen persönlichen Herausforderungen. Weil normales Leben, Treffen mit anderen, Erfahrungstausch und Gemeinschaft erleben nicht möglich ist, erleben wir die Zeit als befremdlich. Die Bildungsprogramme der LandFrauen ruhen derzeit, weil es das Versammlungsverbot landesweit in der Corona-Pandemie so vorschreibt. Wie gelingt es, dass aus der durch die Korona-Pandemie hervorgerufenen Krise eine Chance wird?

Die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes ist derzeit an vielen Orten erlebbar. Die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls wird landes- und bundesweit von unendlichen Initiativen und Aktionen gefördert. LandFrauen tragen in unserem Verband vor Ort dazu bei, in alltäglichen Situationen zu helfen und andere Organisationen zu unterstützen. Eine zunehmende Wertschätzung gegenüber den Menschen in den systemrelevanten Berufen ist bereits jetzt spür- und erlebbar – den Frauen und Männern in den Krankenhäusern, in den Pflegeheimen, in den Lebensmittelmärkten und Supermärkten, auf den landwirtschaftlichen Betrieben, in der Lebensmittelverarbeitung und im Transport. Ökologisch zeigt sich im klaren Wasser und in der sauberen Luft innerhalb weniger Wochen die Folge der weltweiten Verkehrswende. Der Stillstand des globalen Tourismus führt zu einem starken Hinterfragen des Overtourism. Die Digitalisierung in der Bildung bietet neue Chancen in der Vermittlung und die Digitalisierung bei Konferenzen neue Chancen in der Vernetzung. Wenn man nachhaltige Konsequenzen aus der Pandemie ziehen will, gilt es diese Aspekte strategisch aufzugreifen und für die Zukunft zu entwickeln. Für einen selbst, für die Familie, für die eigene Organisation, für das Land, die Bundesrepublik, für Europa und weltweit.