Die aktuellen Schutzmaßnahmen wirken sich in besonderem Maße auch auf Kinder aus. Der Eingriff in ihre Lebenswelt ist massiv: sie vermissen ihre Spielkameraden, den Kindergarten/die Kindertagesstätte mit all deren Anregung und Förderung und auch andere Erwachsene. Je nach Alter verstehen sie den Sinn der Distanzeinhaltung nicht oder schwer, sie möchten spielen, toben und wünschen sich Abwechslung. Erwachsene können die Krise meistern, in dem sie auf das Ende hoffen. Kinder leben im hier und jetzt und haben nicht die kognitiven Fähigkeiten, die Isolierung auf Dauer zu verstehen. Mit den ersten Lockerungen vom 20. April 2020 wurde ein Teil des Einzelhandels geöffnet, sogar ganze Einkaufszentren sind wieder für alle zugänglich. Kontaktsport, wie Fußball, darf die Bundesliga bald wieder durchführen. Aber Spielplätze bleiben geschlossen und ausgewählte Spielkameraden bleiben weiterhin verwehrt. Gerade für (Klein-) Kinder, die zu Hause monatelang kein Deutsch sprechen, aus prekären oder problematischen Verhältnissen kommen, müssen Maßnahmen ergriffen werden. Ansonsten ist ihre körperliche, psychische und soziale Unversehrtheit gefährdet.

Auch für Mütter und Väter, die sich zwischen Homeoffice, Alltagsorganisation und Betreuung- und Bildungsaufgabe aufreiben, stellt diese Situation eine hohe Stressbelastung dar. Sie und ihre Kinder brauchen eine zeitnahe Perspektive. Dafür zu sorgen, ist eine gesellschaftliche und moralische Verpflichtung und zudem in den Kinderrechten verankert. Die Bedürfnisse von Kindern und deren Eltern müssen mit dem Gesundheitsschutz in Einklang gebracht werden.