Am 20.Februar wird der Welttag der sozialen Gerechtigkeit begangen. Soziale Gerechtigkeit wird in vier große Bereiche unterteilt: Bedarfsgerechtigkeit, Leistungsgerechtigkeit, Generationengerechtigkeit, Chancengerechtigkeit.

Je nach Alter, Geschlecht, Beruf und Lebens- und Familiensituation verstehen Menschen ganz Unterschiedliches unter Gerechtigkeit. Denn: Menschen nehmen (Un-)Gerechtigkeit immer aus ihrer eigenen Perspektive wahr und haben vor allem ihre eigene Situation im Blick. So verstehen kinderlose Menschen unter Steuergerechtigkeit etwas anderes als kinderreiche Familien, ein alter Mensch versteht unter Generationengerechtigkeit etwas anderes als ein junger Mensch, ein kranker Mensch versteht unter Bedarfsgerechtigkeit etwas anderes ein gesunder Mensch…

In Deutschland ist der Gedanke der sozialen Gerechtigkeit im Grundgesetz verankert, das heißt der Staat hat sich verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass beim Bedarf, den Menschen haben, bei der Leistungsvergütung, bei der Generationenfrage und bei der Chancenverteilung das Prinzip der Gerechtigkeit angestrebt wird.

Und was könnte der Beitrag jedes einzelnen Menschen zu mehr Gerechtigkeit sein?

Vielleicht wäre ein erster Schritt, immer wieder zu versuchen, sich in Empathie zu üben, die Perspektive des anderen Menschen einzunehmen und auch dessen Wohl im Auge zu haben.

Dazu ein kleines Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, eine Gruppe von Menschen wüsste nicht mehr, ob sie jung oder alt, gesund oder krank, Mann oder Frau sind. Sie wüssten auch nicht mehr, welche persönliche, berufliche und gesellschaftliche Position sie innehaben. In dieser Situation des Nichtwissens („Schleier der Unkenntnis“) erhalten die Gruppenmitglieder die Aufgabe, Merkmale einer gerechten Gesellschaft zu formulieren. Aber aufgepasst: Die Menschen wissen nämlich nicht, an welcher Stelle dieser Gesellschaft sie sich später befinden werden…

Für welche Gerechtigkeitsprinzipien würde sich diese Gruppe wohl entscheiden?

(Dieses Gerechtigkeitsexperiment ist angelehnt an den amerikanischen Philosophen und Gerechtigkeitstheoretiker John Rawls, 1921-2002).

Der Sinn für Gerechtigkeit geht einher mit der Liebe zur Menschheit.