Vielleicht stammt diese Redensart aus Goethes Zeit, als man noch gemächlich mit Kutsche fuhr, sich vorbereitend einlas in die Geschichte und Gegenwart des anderen Landes, in die Sitten und Gebräuche der anderen Kultur.

Reisen bildet nicht automatisch. Es gibt Menschen, die haben die halbe Welt bereist und es hat keinen Niederschlag in ihrem Inneren gefunden. Sie haben sich nur äußerlich bewegt, das Wichtigste war ihnen das „Super-Preis-Leistungs-Verhältnis“, das üppige Frühstücksbuffet – am besten ganz ähnlich wie zu Hause – und der kostenlose Internetzugang.

Es ist eine Illusion zu glauben, dass sich Urlaubsaufenthalte zwangsläufig in mehr Interesse und Verständnis für andere Kulturen oder in mehr Wissen äußern. Im Gegenteil, manchmal dienen Reisen nur der Bestärkung der eigenen Vorurteile. Damit Reisen bildet, braucht es Wissbegier und Interesse, Offenheit und den Wunsch, die andere Kultur verstehen zu wollen.

Schon Theodor Fontane (1819-1898) wusste: „Wer reisen will, muss zunächst Liebe zu Land und Leute mitbringen, zumindest keine Voreingenommenheit. Er muss guten Willen haben, das Gute zu finden, anstatt es durch Vergleiche totzumachen.“