Trotz Bahnstreik kamen am 21. April fast vierzig ehrenamtliche Führungskräfte aus allen drei LandFrauenverbänden in Baden-Württemberg zum Seminar „Teller der Zukunft“ nach Stuttgart. Die Teilnehmerinnen waren im Dialog mit der Wissenschaft und der Politik, um die Konsequenzen für Erzeuger und Verbraucher hinsichtlich der Gestaltung des Tellers der Zukunft zu diskutieren. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg statt.

Staatssekretärin Sabine Kurtz MdL, Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz, betonte in ihrem Grußwort: „Früher stand die einzelne Person im Fokus, heute steht bei der Ernährung Nachhaltigkeit im Vordergrund. Dem Land Baden-Württemberg sind die Regionalität und Nachhaltigkeit ein großes Anliegen.“ Für die AG LandFrauenverbände führte Präsidentin Marie-Luise Linckh für den geschäftsführenden Verband Württemberg-Baden in das Thema ein. Sie hob hervor, dass diese Fragestellungen gerade für die LandFrauen als Multiplikatorinnen zentral seien.

Prof. Dr. Petra Lührmann, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, stellte die aktuellen Empfehlungen und Entwicklungen der Planetary Health Diet und der DGE-Standards vor. Dabei betonte sie, dass die Planetary Health Diet ein Speiseplan ist, der die Gesundheit des Menschen und der Erde gleichermaßen schützen soll.  In dem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirates für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (WBAE) von 2020 geht hervor, dass der Einfluss von Ernährungsumgebungen in der öffentlichen und politischen Diskussion unterschätzt wird.

Prof. Dr. Regina Birner, Universität Hohenheim, ging der Frage nach, wie sich die heimische Landwirtschaft an die Veränderungen der Ernährung anpassen. In einer Mentimeterabfrage sieht die Mehrheit der Teilnehmerinnen die Auswirkungen des Tellers der Zukunft positiv. Sie betonte: Nachhaltige Ernährungssysteme gewährleisten nicht nur eine kulinarische Vielfalt, sondern auch eine Vielfalt auf dem Acker. Durch eine Umstellung unserer Ernährungsweisen können wir einen erheblichen Beitrag zum Schutz des Klimas und der Biodiversität leisten.“

In der Diskussion brachten die Erzeugerinnen ihre Erfahrungen auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ein und beklagten mangelnde Planungssicherheit durch sich ständig ändernde Rahmenbedingungen sowie abnehmende Verlässlichkeit bei Vertragspartnern bei der Abnahme der Produkte. Unisono sprachen sich die Frauen für einen Bürokratieabbau in den Förderanträgen aus.

Andrej Hänel, Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, stellte die neun Leitsätze der Ernährungsstrategie vor und erläuterte die Weiterentwicklung der Themen klimabewusster Konsum, Regionalität und Saisonalität, Lebensmittelverschwendung und Biodiversität. Er stellte die Aufgaben des Landeszentrums für Ernährung den Ausbau der Ernährungsräte in Baden-Württemberg vor.

Die Anpassung an veränderte Ernährungsgewohnheiten zeigte Dr. Barbara Engler ebenfalls vom Landwirtschaftsministerium hinsichtlich den Marktentwicklungen in Baden-Württemberg auf. Von den zehn wichtigsten Ernährungstrends in 2023 griff sie die klimafreundliche und nachhaltige Ernährung, Convenience Food und gesundes Essen to-go, die vegane Ernährung und Alkoholersatzprodukte auf. Nachhaltigkeit in allen Facetten wird weiter ein Megatrend bleiben. Programme und politische Rahmendbedingungen unterstützen den Transformationsprozess.

In der abschließenden Diskussion hob Präsidentin Rosa Karcher, LandFrauenverband Südbaden, hervor, dass ein Beitrag zur Nachhaltigkeit sei, dass das gekauft wird, was vor der Haustür wächst.

Präsidentin Marie-Luise Linckh dankte abschließend Silvia Tappe für das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und Sophie Beetz für die Akademie Ländlicher Raum für die Durchführung  dieser Veranstaltung.

Leitsätze zur Ernährungsstrategie in Baden-Württemberg

  1. Ernährungsbildung
  2. Nachhaltiger Konsum
  3. Information zu nachhaltiger Produktion
  4. Lebensmittelverschwendung
  5. Gesundheitsförderungs- und Präventionsstrukturen
  6. Vorbild Land
  7. Außer-Haus-Verpflegung
  8. Gesundheitliche Chancengleichheit
  9. Vielfalt und Frische als Chance