Am 3. Oktober hielt Bundeskanzlerin Angela Merkel in Halle eine beeindruckende Rede zur Stärkung der Demokratie. Die Ehrengäste honorierten ihre klaren Ausführungen mit stehenden Ovationen. Die Kanzlerin führte aus: „Das Land, das wir heute als wiedervereinigtes feiern, konnte werden, weil es Menschen in der DDR gab, die für ihre Rechte, für ihre Freiheit, für eine andere Gesellschaft alles riskiert haben. Wir stehen in der Schuld derer, die so viel gewagt haben, die mutig, hoffnungsvoll auf die Straße gegangen sind. Wir dürfen nie vergessen, dass es auch anders hätte ausgehen können. Wer damals aufstand, wer für die demokratischen Rechte sprach und demonstrierte, konnte nicht sicher sein, dass es sich lohnen würde, dass die Revolution gelingen würde, dass es nicht bitter bestraft würde. Das ist wahrhaftiger Mut.“

Angela Merkel bringt aus ihrer persönlichen Lebensgeschichte zwei Beispiele ein, die zum Nachdenken anregen. In einem politischen Beitrag im letzten Jahr wird sie als 35-Jährige beschrieben, die mit „ihrem Ballast ihrer DDR-Biografie in den Wendetagen zur CDU kam“. Diese Einordnung befremdet. Denn die Kanzlerin führt dazu aus, „dass die Wiedervereinigung für die allermeisten Menschen in Westdeutschland im Wesentlichen bedeutete, dass es weiterging wie zuvor, während sich für uns Ostdeutsche fast alles veränderte: Politik, Arbeitswelt, Gesellschaft. Wer in seinem Leben vorankommen wollte, musste sich natürlich verändern.“ Als weiteres Beispiel zitiert sie aus einem Pressebericht aus der „Welt am Sonntag“ von 2015, in der sie ein Journalist als „angelernte Bundesdeutsche und Europäerin“ bezeichnete. Diese Sicht ist nach so vielen Jahren der Wiedervereinigung unglaublich. Es gilt Respekt und Wertschätzung gegenüber denjenigen zu zeigen, die die Wiedervereinigung möglich machten.

Video-Ausschnitt aus der Rede der Kanzlerin.